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Erfahrungen beim Jurtenaufbau
Es geht auch zu zweit!

Ansgar und Tanja Heyer haben sich eine original mongolische Jurte aus unserem ersten Transport in ihrem Garten im bayrischen Ammertal aufgebaut.
Ansgar war so freundlich, uns einen illustrierten Erfahrungsbericht von der Aufstellung der Jurte zur Verfügung zu stellen:

Der Jurtenplatz

Unser Garten weist eine recht kräftige Hanglage auf (ca.10%). So kam ich glücklicherweise gar nicht in die Verlegenheit, die Jurte direkt auf den Rasen zu stellen, sondern musste mir einen Untergrund überlegen.

Mir boten sich verschiedene Möglichkeiten:

Aufschütten von Gartenboden
Auf normalem Gartenboden würde das Regenwasser nicht versickern, was wahrscheinlich dazu geführt hätte, bei Regen "fließendes Wasser" in der Jurte zu haben - UNGEEIGNET
Bau eines Holzgerüstes
Attraktive Möglichkeit - Nachteil: Hoher Preis und bei unserer hoher Schneckenpopulation das ständige Wissen des Gewimmels von Schnecken, Spinnen und Mäusen unter der Jurte
Schaffen eines Betonfundaments
Für viele vielleicht akzeptabel - für uns nicht. Beton ist hart, kalt und für die Ewigkeit - aber nicht für ein Nomadenzelt...
Ausheben des Bodens und Auffüllen mit Rindenmulch, Kies oder Split.
In unserem naturnahen Garten meine Wahl! Rindenmulch setzt sich allerdings mit der Zeit, bietet keine ebene Fläche und stellt bei Ofenbetrieb eine gewisse Gefahr da; Kies ist sehr preisgünstig, verdichtet sich allerdings auch stark, so dass ich befürchtete, die Drainage könnte zu gering sein.
Meiner Meinung nach ideal: Ausheben des Bodens (mind.30cm tief) und auffüllen mit Split.

Man muß es sich dabei ja nicht gleich zum Ziel setzen, alles von Hand zu machen... Den bisherigen Garten habe ich auch komplett von Hand gestaltet, aber ich glaube, ich würde es mir nie wieder antun, ca.8 Tonnen Erde und Grassoden per Schubkarre wegzuschaffen, um anschließend über Wochen mit etwa 30 Tonnen Split den Platz aufzufüllen.... Es kam mir häufig vor, diese Arbeit würde kein Ende nehmen - allerdings ist es auch eine unglaubliche Genugtuung, anschließend auf diesem selbstgeschaffenen Platz weiterzuarbeiten.

Der Aufbau der Jurte

Ich hätte es mir tatsächlich wesentlich komplizierter vorgestellt! Meine Meinung war, man müsste mindestens zu viert sein und bräuchte ein ganzes Wochenende, aber meine Frau und ich benötigten zu zweit insgesamt ca. 6h. Und wir bauten sie das erste Mal auf. Freitags 3h, um das Grundgerüst aufzubauen (dann wurde es dunkel) und am Samstag noch mal 3h für die Eindeckung. Die "Inneneinrichtung" (Legen des Teppichs, Verteilen der Möbel etc.) ist in den 6h allerdings nicht enthalten.

Wenn man sie zu zweit aufbaut, sollte man allerdings ein gutes Team sein! Und mindestens einer sollte eine "Spannweite" von etwa >180-190cm (~ Körpergröße) haben um den Kranz zu halten, während der Partner die Dachstangen steckt. Alles sollte mit Gefühl passieren! Ich bin eigentlich eher ein Grobmotoriker aber man erkennt schnell: Fast überall ist grobe Kraft fehl am Platze! Überall ist Hektik fehl am Platze!

Das Video, die Bilder und die Schilderungen von Chuluun-Erdene Sosorbaram reichten im Prinzip völlig aus, um die Jurte aufbauen zu können.
(Anmerkung des Webmasters: Das Video ist auf Anfrage erhältlich.)

Einige Tipps aus unserer Erfahrung

Wozu braucht man eine Jurte, ohne Nomade in der Mongolei zu sein?

Die Antwort ergibt sich praktisch von selbst, sobald man einmal selbst in einer Jurte sitzt! Aber diese Möglichkeit haben leider nur wenige Europäer...

Natürlich braucht man keine Jurte!
Man braucht sie genau so wenig wie man einen Garten braucht!
Man braucht sie genau so wenig wie man ein gutes Glas Rotwein braucht!
Man braucht sie genau so wenig wie die 5min, in denen man sich still einen Sonnenuntergang anschaut.

Aber wenn man sich vorstellen kann wie großartig es ist, im Garten zu sitzen um bei einem guten Glas Rotwein in Ruhe den Sonnenuntergang zu genießen, dann kann man sich auch vorstellen, wozu man eine Jurte "braucht".

Ich bin derzeit sehr stark beruflich gebunden und es machte sich allmählich leichter Stress bemerkbar. Von der Jurte habe ich mir versprochen, das sie mir zumindest ein wenig Entspannung bringen kann? das wurde bei weitem übertroffen!!

Das Gefühl in einer Jurte zu sitzen, hat nichts mit dem Gefühl zu tun, in einem Zelt oder in einem festen Haus zu sitzen! Man sitzt an der frischen Luft und bemerkt selbst starken Wind nur daran, dass das Ofenrohr vibriert. Durch die runde Form fühlt man sich sehr geborgen. Es ist faszinierend, von dieser genial einfachen, handgemachten Konstruktion umgeben zu sein, die praktisch nur aus Naturmaterialien besteht: Holz und Filz (und wenig Baumwolle). Es gibt keine Schrauben, keine Nägel - zusammengerechnet sind vielleicht 200g Metall in einer Jurte verbaut - die Türscharniere und einige Ösen. Alles wird mit Seilen - die teilweise aus Rosshaar geflochten sind - verbunden.

Und es ist ein tolles Erlebnis, auf dem Jurtenofen zu kochen! Wer gerne mit einem Wok kocht, wird begeistert sein! Die starke, schnelle Hitze lässt sich mit keiner Herdplatte und mit keinem Gasofen erreichen. Und bei geöffnetem Dach kann auch der entstehende Dampf perfekt abziehen.

Bilder und Text dieser Seite Copyright 2005 Ansgar Heyer